Seit etwa einer Woche läuft das Projekt Online-Semester und die Herangehensweise der einzelnen Fakultäten und Dozenten ist ganz unterschiedlich. Das mag nun Verbesserungswürdig sein, oder auch nicht, je nachdem welcher Lerntyp man ist. Fakt ist jedoch, dass wir alle in einem großen Experiment mitwirken, wie die Lehre an einer Präsenzuni auch zukünftig digital erfolgen kann.

Denn unbestreitbar bietet sie auch Chancen. So konnte ich dieses Semester mehr Seminare belegen, als ursprünglich geplant. Einige Seminare finden nicht live statt, sondern über Aufzeichnungen oder vertonte Powerpoint-Präsentationen. Diese kann ich mir ansehen, wann immer ich möchte und Zeit habe. So kann ich ausnahmsweise auch Veranstaltungen parallel belegen, oder während meiner Arbeitszeit. Dadurch wird es – natürlich nicht nur für mich – sehr viel einfacher, das Studium neben dem Beruf zu bewältigen. Außerdem entfallen die Pendelzeiten zur Universität, weswegen ich nun auch lediglich ein Seminar pro Tag belegen konnte, was früher für mich undenkbar war. 

Auch wenn der Fokus bei mir definitiv auf Regelstudienzeit und Zeitmanagement liegt, sind das nicht die einzigen Vorteile, die ich in einem Online-Semester sehe. In meinen Seminaren nehmen mehrere Studentinnen teil, die eigentlich in der Elternzeit sind und ganz klar gesagt haben, dass sie ohne dieses Online-Semester keine Möglichkeit gehabt hätten, ihr Studium jetzt schon wieder fortzusetzen. Andere können entspannter an das Semester herangehen, weil die leidigen Referate nicht gehalten werden müssen, die insbesondere Studenten mit Prüfungsangst oder der Angst vor Gruppen sprechen zu müssen, oft gehemmt haben. 

Das einzige Problem, das mich aktuell sehr einschränkt, ist, dass ich meine Hausarbeit nicht beginnen kann, da mir wichtige Literatur fehlt. Sie ist lediglich im Präsenzbestand der Universitätsbibliothek, nicht jedoch digital zu haben. 

Ich hoffe, dass sich in diesem Semester herauskristallisiert, dass Lehre nicht nur im Präsenzunterricht erfolgen kann und die aktuelle Landesregierung von ihren Plänen wieder abrückt, eine Präsenzpflicht einzuführen.